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Besser mühsam gerudert als prima geschwommen - Sicherheit im Boot
(2003-12-19 23:53:53) Hier meldet sich ein Schönwetter-Wanderruderer.

Wer noch nie in einer wirklich gefährlichen Situation war, lehnt Sicherheitsbedenken leicht ab. Ich erinnere mich an einen Unfall auf der Donau zwischen der Slowakei und Ungarn vor längerer Zeit, in den ich selbst verwickelt war. Wir hatten herrliches, warmes Sommerwetter und das Boot, ein hölzerner Wandervierer lief dank kräftigen Ruderns und erheblicher Strömung ganz prima. So hätte es den ganzen Tag bleiben können. Bis uns der Raddampfer „Körös“ entgegenkam. Der warf eine solche Welle, daß unser offener Vierer ein paar Mal durch sie hindurchtauchte und dabei soviel Wasser aufnahm, daß er innerhalb von Sekunden sank.

Nun heißt die Regel, man solle im Boot sitzen bleiben. Allein, mir stand das Wasser bis Oberkante Unterlippe, bei kleineren Kameraden darüber. Es blieb nichts weiter, als auszusteigen. Und die Donau war trotz der hohen Lufttemperatur kalt, eiskalt sogar. Ein anderes Boot schleppte uns quer zu der kräftigen Stömung an Land (Damals aus Visagründen an das weiter entfernte slowakische Ufer), und das dauerte. Das andere Boot konnte unsere Mannschaft selbstverständlich nicht aus dem Wasser fischen.

Ich weiß noch, wie ich dann an Land in der wärmenden Sonne vor Kälte geschnattert habe. Auch wenn wir damals das Ganze mehr als gelungenes Abenteuer empfanden, war die Geschichte wohl so ungefährlich nicht und wir können uns über den glimpflichen Ausgang nur freuen. Will sagen, Auftriebskammern im Boot wären sicherlich schön gewesen.

Es gibt eben im Ruderbetrieb Situationen, die man nicht voraussehen kann. Bietet ein Boot dann eine Sicherheitsreserve, kann das nur von Vorteil sein, vielleicht schon deswegen, weil man manchmal einfach nicht in der schönen, kalten Donau baden möchte.

Seit dem geschilderten Unfall hat es zwei wesentliche Entwicklungen gegeben, eine technische und eine politische.

Die politische Entwicklung besteht in einem allgemein gewachsenen Bewußtsein, daß technische Produkte so sicher wie möglich sein sollen. Aus diesem Bewußtsein wurde die Produkthaftung geboren und gesetzlich fixiert. Erstreckt sich die Produkthaftung eigentlich auch auf Ruderboote? Wenn ja, welche Risiken geht dann eine Werft ein, wenn sie Boote abliefert, die nicht die notwendigen Sicherheitsreserven bieten?

Die technische Entwicklung besteht darin, daß der Kunsstoff heute Gestaltungsmöglichkeiten bietet, von denen man früher beim Holzboot nur geträumt hat. Laßt uns diese Möglichkeiten konsequent und positiv nutzen, um die Sicherheitsreserven in die Boote zu bekommen, damit das Rudern das bleibt was es ist: ein schöner Sport.

Eberhard
www.weRow.com - April 25th, 2024 10:22:54 PM