Ruderfahrt auf Saar und Mosel
Saarbrücken - Koblenz 2008

02. bis 09. August 2008

Bericht von Nicolas Michael

Kurzbeschreibung: Sechs Tage im äußersten Westen Deutschlands auf Saar und Mosel durch Weinberge, zahlreiche Flußschleifen und jahrtausendalte Geschichte. Gesamtstrecke: 288 Km.

Moselschleife (Blick vom Calmont)

Streckenübersicht (6 Etappen, 287 Km)
Sa, 02.08.Anreise nach Saarbrücken
So, 03.08.1. Saarbrücken - Mettlach53 Km3 Schl
Mo, 04.08.2. Mettlach - Trier47 Km4 Schl
Di, 05.08.3. Trier - Bernkastel-Kues62 Km2 Schl
Mi, 06.08.4. Bernkastel-Kues - Zell39 Km2 Schl
Do, 07.08.5. Zell - Cochem37 Km2 Schl
Fr, 08.08.6. Cochem - Koblenz50 Km2 Schl
Sa, 09.08.Ruhetag in Koblenz und Rückreise

Saar bei Saarburg

Die Saar entspringt in den Vogesen, einem französischen Mittelgebirge im Elsaß, durchfließt das Saarland und mündet nach 246 Kilometern bei Konz in Rheinland-Pfalz in die Mosel. Der untere Saar-Abschnitt ist seit über 2000 Jahren Weinanbaugebiet und mit dem Riesling weltweit bekannt. Auch als Transportweg wird die Saar schon lange genutzt und ist seit dem 19. Jahrhundert auch an das französische Kanalnetz angebunden. Sehenswerte Städte entlang der Saar sind Saarbrücken, Hauptstadt des Saarlandes, und vor allem Saarburg mit Burganlage und Wasserfall. Auf der Saar passiert man hinter Saarbrücken auch Völklingen mit der Völklinger Hütte, einem über einhundert Jahre alten Eisenwerk und heutigem Industriedenkmal, das von der UNESCO 1994 zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Einen eindrucksvollen Blick auf die Saar hat man in Mettlach, wo die Saar eine 180-Grad-Schleife bildet.

Die Mosel entspringt wie die Saar in den französischen Vogesen auf 715 Meter Höhe. Sie ist der längste deutsche Nebenfluß des Rheins, durchfließt Frankreich und Luxemburg und mündet nach 544 Kilometern bei Koblenz am Deutschen Eck (59m über NN) in den Rhein. Das Landschaftsbild um die Mosel bestimmen teils steile Weinbergterrassen -- häufigste Rebe an der Untermosel ist der Riesling -- und zahlreiche Flußschleifen mit bis zu 65 Grad steilen Schieferhängen. Schon seit der Römerzeit wird die Mosel als Transportweg zwischen Frankreich und dem Rhein genutzt. Entlang der Mosel liegen das 2000 Jahre alte Trier, der Weinort Bernkastel-Kues, Traben-Trarbach, Zell, Cochem und Koblenz mit einer ebenfalls 2000jährigen Geschichte.

Auf der Mosel

In den letzten Jahren waren wir auf unseren großen Ruderfahrten stets im Ausland unterwegs gewesen. Fahrten im Ausland sind natürlich schon wegen der anderen Sprache und Kultur interessant, aber meistens wegen weiter Anreise und Transport auch aufwendig. Da wir in diesem Jahr eine "nur" einwöchige Fahrt unternehmen wollten, wählten wir Deutschland als Ziel. Elbe, Weser, Havel, Oder und den gesamten Nordosten Deutschlands kannten wir schon, also entschieden wir uns für den Südwesten: Eine Fahrt auf Saar und Mosel von Saarbrücken über Trier bis nach Konstanz. Fünf Leute für die Fahrt waren diesmal auch schnell gefunden: Steffen, Darius, Nils, Nicolas und Simon.

Steffen, Darius, Nils, Nicolas, Simon

Im letzten Jahr in Polen verbrachten wir insgesamt vier Tage mit Bootstransport! Nicht so in diesem Jahr: Das Boot liehen wir uns von der Saarbrücker Rudergesellschaft Undine, die sich sogar bereit erklärte, das Boot gegen eine kleine Aufwandsentschädigung am Ende der Fahrt wieder aus Koblenz abzuholen! Wir konnten uns also ganz auf das Rudern konzentrieren und bequem mit der Bahn anreisen -- dafür vielen Dank an Peter von der SRG Undine!

Mosel bei Traben-Trabach

Nicolas: Anreisetag nach Saarbrücken

Am Samstag, dem 02. August 2008 ging es dann los: Ich traf mich morgens mit Simon am Berliner Hauptbahnhof, Steffen kam von der Nordsee und traf in Hamburg mit Nils zusammen, und Darius reiste aus Paris an. Sternförmig näherten wir uns unserem Ziel Saarbrücken, wo wir gegen 15 Uhr alle eintrafen. Mit der Tram gelangten wir schnell zum Bootshaus der SRG an einem Seitenarm der Saar, wo wir bereits erwartet wurden.

Nachdem wir dort wegen des Bootes und der Übernachtung alles geklärt hatten, gingen wir im nahe gelegenen Supermarkt für die Fahrt Proviant einkaufen und liefen danach die Uferpromenade entlang ins Stadtzentrum. Dort fand an diesem Wochenende das "Saarspektakel" statt -- ein Fest auf und an der Saar mit Freßbuden an beiden Ufern. Als wir kamen, sang gerade der "Saar-Shipper Shanty-Chor" mit großer Inbrunst "My Bonnie Is Over The Ocean". Mit einem Bier am Ufer beobachteten wir, wie das Wasser- und Schiffahrtsamt seinen schwimmenden Jeep vorführte und schauten uns dann von der Brücke das "Fischerstechen" an, welches groß per Lautsprecher angekündigt nach langem Warten endlich stattfand -- und enttäuschte. Auch Saarbrücken selbst hatte nicht viel Begeisterndes zu bieten -- das Stadtbild war eher durch 60er-Jahre-Bauten geprägt. Nach einem Abstecher in das ganz nette Kneipenviertel machten wir uns wieder auf den Rückweg zum Bootshaus und zogen zum Schlafen die Bootshalle dem feuchten Raum mit dem Ruderkasten vor.

Saarspektakel mit Fischerstechen in Saarbrücken

Nils: 1. Etappe: Saarbrücken - Mettlach

Nach einer geruhsamen Nacht in der Bootshalle des Saarbrücker Ruderclubs Undine pellten wir uns um 7 Uhr aus den Federn und frühstückten am Ufer des Saar-Seitenarms, an dem der Club lag. Danach packten wir unsere Sachen und beluden unseren gesteuerten Doppelgigvierer "Ernst Stahl". Saarbrücken lag mit seinem 60er-Jahre-Ufercharme am Backbord- und der malerischen A681 am Steuerbordufer schnell hinter und die erste Schleuse wenige Kilometer vor uns. Die Uferseiten waren zunächst leider nicht besonders ansehnlich mit Industrie auf der einen und der Autobahn auf der anderen Seite.

An der ersten Schleuse warteten wir eine halbe Stunde, bis der Schleusenwärter "hoch gekommen" war, wie er sich am Telefon ausdrückte und wir es im Laufe der Fahrt noch häufiger hören sollten. Die Talfahrt dauerte dann zwanzig Minuten, und schon befanden wir uns 5 bis 6 Meter tiefer.

Weiter ging es, bis wir unser erstes Ziel -- Völklingen -- erreichten, wo wir uns die Völklinger Hütte, ein altes Stahlwerk, das 1980 stillgelegt und kurz darauf UNSECO-Weltkulturerbe wurde, ansehen wollten. Das Boot machten wir am Anleger des Völklinger-Kanu-Clubs fest. Völklingen war ein ziemlich trostloser Ort mit einer verfallenen Kaufhof-Filiale, vielen leeren Geschäften und runtergekommenen Häusern. Offenbar hatte diese Stadt mal bessere Zeiten erlebt, aber nach der Schließung des Stahlwerks die Blütezeit hinter sich gelassen. Das Stahlwerk allerdings war ein wirklich beeindruckendes Zeugnis der Intustriearchitektur mit riesengroßen Hochöfen, Stahlgerüsten und tausenden sich inneinander verwindenden Rohren. Wir fotografierten reichlich und machten uns nach einer Stunde wieder auf den Weg zurück zum Boot, denn wir hatten ja noch einige Kilometer vor uns.

Völkinger Hütte

Am Boot angekommen mußten wir leider feststellen, daß Simons Rucksack nicht mehr da war, wo wir ihn im Boot verstaut hatten. Es hatten wohl ein paar Diebe die günstige Gelegenheit genutzt und sich nach Wertsachen umgesehen. Die hatten wir zum Glück alle bei uns, bis auf die Rückfahrkarten, die auch prompt weg waren. Der Rucksack fand sich aber glücklicherweise wenige Meter von unserem Boot entfernt wieder an und um ihn herum auch alle Sachen von Simon, bis auf die Fahrkarten und eine Taschenlampe. Der Ärger war insbesondere bei Simon groß, aber letztlich haben wir Glück gehabt, daß sich die Strolche damit begnügten und wenigstens nichts kaputt gemacht haben. Wir machten uns nach ein paar Müsliriegeln zur moralischen und physischen Stärkung wieder auf den Weg. Die Bewölkung, die bis hier hin vorherrschte, riss auch ein wenig auf und wir wir bekamen die ersten Sonnenstrahlen der Fahrt ab.

Nils und Darius

Aber auch diese Wetterverbesserung machte das Ufer, das unverändert aus A681 und Industrieanlagen bestand, nicht viel schöner. So um 15 Uhr machten wir in Saarlouis fest und begingen unsere Mittagspause. Das Boot hatten wir diesmal im Blick und Simon konferierte mit seiner Frau per Telefon über alternative Rückfahren. Nachdem wir gegessen, uns erleichtert und ein kurzes Nickerchen gehalten hatten, ging es weiter. Drei Fünftel der heutigen Etappe hatten wir nun hinter uns und zehn Kilometer vor dem Ziel verließ auch die Autobahn das Saarufer und es wurde gleich viel schöner. Dennoch waren wir, als wir das Sporthotel Dreisbach erreichten, ziemlich erledigt und freuten uns schon sehr auf unsere wohlverdiente Dusche und ein schönes Abendessen.

Beides bekamen wir auch, nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, und genossen kühles Karlsberg Ur-Pils mit Schnitzel, Lachs oder Bauernfrühstück und einem herrlichen Blick von der Terrasse des Hotels auf die Saar und die beginnende Saarschleife. Es wurde noch beschlossen, am nächsten Morgen früh aufzustehen, um den Aussichtspunkt über die Schleife noch vor dem Frühstück zu erwandern, doch davon morgen mehr. Wir gingen gut gesättigt und zufrieden ins Bett.

Vor der Saarschleife

Nicolas: 2. Etappe: Mettlach - Trier

Irgendwann in der Nacht, vielleicht gegen fünf Uhr, wachte ich auf, und dachte: Was ist da draußen los? Es klang nach Weltuntergang von der ganz gründlichen Sorte: Es stürmte und goß, dafür mußte ich nicht die Augen öffnen, um das festzustellen! Um sechs Uhr war die Welt noch immer dabei unterzugehen, so daß wir unseren Plan, jetzt aufzustehen und zum Aussichtspunkt Cloef über der Saarschleife hochzulaufen, wieder aufgaben und noch eine Stunde im Bett liegen blieben. Während des phantastischen Frühstücks, das uns im Sporthotel serviert wurde, ließ der Regen langsam nach, und als wir um viertel vor neun auf dem Wasser waren, war es zwar noch dicht bewölkt, aber von oben trocken. Die Saarschleife, die wir nun leider von oben nicht hatten sehen können, war auch vom Wasser aus ein schöner Anblick, vor allem mit dem Nebel, der noch über dem Wasser hing. Rückblickend war die Saarschleife sogar einer der schönsten Abschnitte der gesamten Ruderfahrt, unter anderem auch deswegen, weil hier für wenige Kilometer keine Straße entlang des Flusses führt.

In der Saarschleife

Am Ende der Saarschleife riß der Himmel dann langsam auf, und im Laufe des Tages wurde es immer sonniger. Die Temperaturen blieben aber weiterhin angenehm und nicht so schwül wie am Vortag. Das Boot ruderte sich sehr gut, auch wenn die etwas kaputten Gummigriffe und vor allem die Rollsitze ohne Löcher (aua!) etwas gewöhnungsbedürftig waren. So kamen wir trotz Strömung, die es nicht gab, gut vorwärts. Und dank telefonischer Voranmeldung bei den Schleusen mußten wir auch dort nicht lange warten.

Saarburg Blick auf die Saar von Saarburg

Gegen Mittag erreichten wir Saarburg, eine herrlich gelegene Kleinstadt mitten in den Weinbergen mit einer hoch über der Saar gelegenen Burg. Gegenüber der Stadt gibt es einen kleinen Ruderclub mit Steganlage, der sich zum Anlegen hervorragend eignet. Von dort liefen wir über die Brücke in die Altstadt, durch die ein kleines Flüßchen fließt, welches über einen Wasserfall herabstürzt und eine Anlage von Mühlenrädern antreibt. Oberhalb des Wasserfalls neben den Restaurants und Cafes gönnten wir uns bei herrlichem Sonnenschein ein Eis, bevor wir zur Saarburg hinaufstiegen. Von oben bot sich ein schöner Blick auf die Saar und das bergige Land.

Wasserfall und Mühle in Saarburg

Zurück am Boot machten wir Mittagspause und ruderten danach die letzten 11 Kilometer auf der Saar bis zu ihrer Mündung in die Mosel bei Konz. Die Mündung, verbaut durch Brücken, war wenig spektakulär, und unser erster Eindruck, wir hätten auf der Mosel mehr Strömung, stellte sich auch schnell als Täuschung heraus: Die Mosel war genauso stillstehend wie die Saar, und wenn wir nicht gewußt hätten, daß wir auf die Mosel nach rechts abbiegen mußten, um flußab zu rudern, hätten wir auch glatt die andere Richtung fahren können. Immerhin aber verdanken wir der Mündung ein Flußwechselbier (ich) und ein Zug-über-die-Brücke-Bier (Steffen), welche beide am darauffolgenden Abend in Form von Wein verabreicht wurden. An der Schleuse kurz vor Trier ging es leider nicht so schnell wie bislang -- eine Stunde mußten wir hier warten, bis wir endlich mitgeschleust wurden.

Römerbrücke in Trier

Durch die Römerbrücke erreichten wir dann das 2000 Jahre alte Trier. Nach dem Anlegen bei der RG Trier, unserer heutigen Unterkunft, duschten wir und machten uns auf den Weg in die Stadt. Dort kauften wir am Bahnhof Tickts für unsere Rückfahrt als Ersatz für die geklauten Tickets, und liefen danach durch Trier, vorbei an der Porta Nigra, der Basilika und dem Amphitheater. Schließlich ließen wir uns hungrig in einem Biergarten neben der "Undine II" nieder, wo wir lange und sehnsüchtig auf unser Essen warten mußten.

Morgens in Trier

Darius: 3. Etappe: Trier - Bernkastel-Kues

Nach einer erholsamen Nacht in Hochbetten und einem schmackhaften Frühstück mit frischem Brot vom Bäcker (Olympiabrot!) ging es auf die längste Etappe der Tour nach Bernkastel-Kues. Das Wetter war angenehm, nicht zu warm, leicht bewölkt, aber trocken.

Auf der Mosel

Da die Etappe lang war und es auch zwei Schleusen gab, haben wir kein grosses Programm gehabt während der Fahrt. Die Landschaft war herrlich mit den vielen Weinbergen und Burgen.

Auf der Mosel

Gestört wurde der schöne Anblick nur von der Bundesstrasse, die sich entlang des Flusses orientierte und für einen stetigen Hintergrundlärm sorgte. Hinzu kamen noch die Campingplätze. Welch ein Urlaubsgefühl muss das sein, dicht an dicht standen dort die fahrbaren Wohnzimmer nahe am Fluss mit Blick auf die grauen Betonpfeiler der Bundesstrasse auf der gegenüberliegenden Uferseite?

Moselschleife bei Trittenheim

Am späten Nachmittag kamen wir am Ruderklub in Bernkastel-Kues an, einem Doppelort mit dem mittelalterlichen, kleinen Bernkastel auf der einen Flussseite und dem weniger attraktiven, aber grösserem Kues auf der anderen Seite. Da wir nun in dem richtigen Weinanbaugebiet angekommen waren, informierten wir uns gleich beim Klubwart, wo es denn nette Weinstuben gäbe, die sogenannten Straussenwirtschaften, in denen es neben Wein auch auch einige Kleinigkeiten zu essen gibt. Leider waren die uns emphfohlenen Orte am Dienstag geschlossen, so dass wir uns auf eigene Faust auf die Suche machten.

Mosel vor Bernkastel-Kues

Nach einer kleinen Runde in Bernkastel wurden wir dann auch fündig und betraten eine kleine Winzerstube, die versteckt am Ende einer kleinen Gasse lag. Hier wurde man von den Winzern selbst bedient, und es herrschte eine herzliche, familiäre Atmosphäre. Die Karte war sehr übersicchtlich: eine Seite mit Essen wie z.B. Vesperplatte (Blut- und Leberwurst, Schinken und Käse), Brot mit Schmalz, BFleischsalat oder auch Käsesuppe mit Riesling, und sechs Seiten mit Flaschenweinen aus eigenem Anbau. Den Beginn machte Nicolas mit einer Flasche zur Feier des Neuwassers, dann folgte Steffen mit der Flasche für den Zug, der über uns am Vortage gefahren war und zum Abschluss gab Nils noch eine Flasche aus. Das Essen und vor allem das Brot waren ebenfalls ausgezeichnet. So gingen wir wohlgefüllt wieder zurück, wobei Nicolas, Steffen und Simon etwas länger brauchten, da sie einen kleinen Umweg genommen hatten (aufgrund des Weines?).

Winzerstube in Zell

Nicolas: 4. Etappe: Bernkastel-Kues - Zell

Da die heutige Etappe mit nur 39 Kilometern recht kurz ausfiel, war "ausschlafen" angesagt, ein stark dehnbarer (oder verkürzbarer?) Begriff, der je nach Person nicht nur eine gewisse Schlafdauer, sondern teilweise auch eine frühestmögliche Aufstehzeit beinhaltet -- unabhängig von der Schlafdauer. Acht Uhr war an diesem Mittwoch morgen nun also die Aufstehzeit. Da das Ausschlafen jedoch für Darius und mich schon eine Stunde vorher beendet war, waren wir bereits vom Einkaufen zurück, als Steffen, Nils und Simon um acht Uhr (unausgeschlafen) aufstanden.

Auf der Mosel

Nach dem Frühstück waren wir kurz vor zehn auf dem Wasser. Heute stand ein heißer Tag bevor, denn schon morgens knallte die Sonne heiß vom Himmel. Die Strecke auf der Mosel schlängelte sich auch heute wieder durch Weinberge, in denen große Schilder die Namen der Weingüter verlauten ließen: Lanschaftlich wie auch an den Vortagen unheimlich reizvoll, nur leider oft mit Straßen an beiden Ufern und nur wenigen Anlegemöglichkeiten am stets befestigten Ufer.

Auf der Mosel

Glücklicherweise haben die größeren Orte den Wassertourismus erkannt und haben oft einen Sportbootanleger, der für Ruderboote zwar nicht ideal, aber zumindest nutzbar ist. Solch einen Anleger nutzten wir auch in Traben-Trabach (dieser sogar absolut Ruderboot-tauglich!) und erfrischten uns im Ort mit einem Eis. Die Mittagspause, die auf dieser Ruderfahrt leider nie in der Natur stattfinden konnte, sondern immer nur an einem Anlegesteg, hielten wir heute also auf dem Parkplatz von Traben-Trabach ab. Nach einem kurzen Sprint hinauf auf die Burg mit Blick auf die Mosel und den Ort ging es schweißtreibend die weitere Strecke moselabwärts Richtung Zell.

Auf der Mosel

In Zell angekommen sprangen wir als erstes vom Steg aus in die Mosel, um uns abzukühlen, und faulenzten anschließend etwas in der Sonne, bevor wir den Weg zu unserem Quartier antraten. Denn auch wenn wir bereits am Bootshaus waren, so befand sich unsere Unterkunft im "Kraftraum" etwas flußab am anderen Moselufer. Im Ort liefen wir gleich links in die erste Weinhandlung und kauften uns eine "Schwarze Katz", die wir an der Mosel sitzend in der Abendsonne genüßlich genossen. Nach der zweiten "Schwarze Katz" machten wir uns auf die Suche nach unserem Abendessen, das wir in Form von Salaten und Flammkuchen in einem Gartenlokal einnahmen.

Zeller Schwarze Katz an der Mosel

Simon: 5. Etappe: Zell - Cochem

Die Nacht im alten Teil des Zeller RV -- jetzt Forstamt und Caritas -- (bei Mosel-km88) war für uns um 7 Uhr vorbei. Wir ließen unser Luma-Quartier und das WC mit der netten Aufforderung "lange abdrücken" hinter uns und liefen den einen Kilometer flußaufwärts zurück zum neuen Zeller RV, wo unser Boot und der Großteil unseres Gepäcks übernachtet hatten. Gestärkt vom Frühstück am Steg mit leckeren Brötchen und echtem heißem Togo-Kaffee von der ARAL-Tankstelle gingen wir um 9:15 Uhr aufs Wasser. Der Tag startete mit leichter Bewölkung, sehr angenehm zum Rudern. Gleich nach Zell ruderten wir am Weinberg "Zeller Schwarze Katz" vorbei, dessen edler Tropfen uns vom Vorabend in wirklich guter Erinnerung geblieben war. Ab hier machten sich die Weinberge etwas rar, und es war immer mehr bewaldetes Gelände zu sehen.

Auf der Mosel

Weiter an den Örtchen Bullay und Alf vorbei, erreichten wir die erste Doppelbrücke Deutschlands von 1877, auf der Züge und Autos übereinander fahren. Nach ein paar Kilometern kamen wir -- ("Wir sind das Ruderboot im Oberwasser") -- zur Schleuse St. Aldegund. Das Tor war offen, wir konnten sofort einfahren, und die SB-Schleuse reagierte entgegen der Gewohnheit gleich beim ersten Drücken des Start-Knopfes. Der ganze Vorgang dauerte keine 10 Minuten und schon ging es weiter. Nach 7 km erreichten wir die Stelle unterhalb des "Bremmer Calmont", Europas steilstem Weinberg, und es war für die meisten von uns keine Frage, dieses 290m hohe Gebirge zu bezwingen. Ein fantastischer Ausblick sollte die Belohnung für den steilen Aufstieg sein. Als Anlegestelle musste eine Steinrampe herhalten und Simon erklärte sich bereit, auf Boot und Gepäck aufzupassen.

Blick vom Calmont auf die Mosel

Gegen halb zwölf riss die Wolkendecke auf und es wurde wieder recht heiß. Zurück auf dem Wasser zwang uns ein kurzes Gewitter mit einem starken Schauer aber doch noch in unsere Regenjacken. Zur Mittagspause steuerten wir Beilstein mit seiner schönen Burg an. Leider gab es wieder keinen Steg für uns, sodass wir an einer Mauer festmachten. Durch den starken Wellengang mussten wir ständig auf Ausleger und Dollen aufpassen, die Autos auf der Landstraße fuhren uns fast die Füße ab, und so fiel diese Pause so kurz wie nötig aus. An der zweiten Schleuse, die wir bald erreichten, herrschte etwas Andrang und wir hatten ein wenig Zeit, einem älteren Pärchen im Motorboot beim Schleusen zuzusehen. Unsere Lachmuskeln wurden dabei durch die totale Unfähigkeit der beiden aufs Äußerste strapaziert.

Reichsburg in Cochem

Auch nach dem Schleusen schlängelte sich die Mosel weiter durch die Lande und führte uns zu unserem Etappenziel an den Steg der Cochemer Rudergesellschaft. Der direkten Lage neben einem Penny-Supermarkt verdanken wir ein leckeres Mahl mit kaltem O-Saft und Weintrauben und so konnten wir wiederum frisch gestärkt den Aufstieg zur Reichsburg antreten.

Auf der Reichsburg in Cochem Der Frosch auf der Reichsburg

Auf dem Rückweg von diesem schönen Aussichtspunkt trafen wir noch einen Schulfreund von Nils und kehrten dann in einer kleinen Weinstube mit netter polnischer Bedienung ein, um das ein oder andere Fläschchen Moselwein zu verkosten. Am späteren Abend zog noch ein Gewitter auf, aber das störte weder uns noch die Gäste des Partyschiffs, das vor unserem Quartier mit lauter ABBA-Musik vorbeituckerte. Um 23 Uhr fielen wir erschöpft in unsere Schlafsäcke in der Bootshalle unserer Gastgeber.

Gewitter in Cochem

Nicolas: 6. Etappe: Cochem - Koblenz

Am letzten Rudertag regnete es, als wir morgens aufstanden. Bis wir aufs Wasser gingen, hatte der Regen zwar nachgelassen, aber ganz trocken war es noch nicht, auch Schauer gab es noch mehrere. Die Strecke war aber schön und führte heute an mehreren Burgen vorbei. An der 2. Schleuse mußten wir lange warten, bis wir geschleust werden konnten. Ein heftiger Regenguß ging hier auf uns nieder, so daß wir frierend am Ufer hockten und erst wieder warm wurden, als wir nach der Schleuse endlich weiterrudern konnten. Glücklicherweise kam jetzt auch wieder die Sonne hervor, so daß wir schnell trockneten und bald Konstanz -- nein! -- Koblenz erreichten. Dort legten wir beim Koblenzer RC an, putzten das Boot und warteten anschließend auf der Terrasse bei einem Bier, bis wir den Schlüssel für unseren Schlafraum bekamen.

Die Guten

Danach liefen wir frisch geduscht entlang der letzten drei (wenig interssanten) Moselkilometer bis zum Deutschen Eck, wo die Mosel in den Rhein mündet und Kaiser Wilhelm I. monumental auf seinem Roß throhnt. Verglichen mit der Mosel wirkte dieser wie ein riesiger Strom (was er ja gewissermaßen auch ist -- nicht der Kaiser natürlich, sondern der Fluß). Sieben oder acht Frachtschiffe waren zeitgleich auf dem Rhein in Blickweite sichtbar, aber laut den Bonnern, die wir heute an der Schleuse getroffen hatten, ist das Rudern auf dem Rhein auch mit offenen Booten gar nicht so ein Problem. Egal, unsere Ruderfahrt war ohnehin zu Ende. Über mehrere Plätze liefen wir, zwischendurch den Regenschauern ausweichend, durch Koblenz bis zu einer Pizzeria. Gut gesättigt machten wir uns danach auf den langen Rückweg zum Bootshaus und vertrieben uns die Zeit damit, uns gegenseitig Lieder von unseren Handys vorzuspielen ... ;-)

Schleuse an der Mosel

Nicolas: Ruhetag in Koblenz und Rückreise

Nach dem Aufstehen brachten wir unser Gepäck zum Bahnhof, um es dort in einem Schließfach wegzusperren, und machten uns danach auf den Weg durch Koblenz, der uns zuerst zur Festung Ehrenbreitstein führte. Der Aufstieg wurde durch einen schönen Blick auf die Moselmündung und das Deutsche Eck belohnt. Die Fähre brachte uns wieder ans Koblenzer Ufer zurück, und auf einigen Umwegen durch die Innenstadt waren wir am frühen Nachmittag wieder am Bahnhof, von wo wir die Rückreise nach Hause antraten.

Deutsches Eck: Mündung der Mosel in den Rhein

Und so ging unsere einwöchige Ruderfahrt zu Ende. Landschaftlich war die Strecke bis auf die erste Etappe äußerst schön -- und auch die erste Etappe hatte mit der Völkinger Hütte einen absolut sehenswerten Höhepunkt. Der Charakter der Fahrt war natürlich vor allem durch die Weinberge und damit eine zu großen Teilen vom Menschen gestaltete und kultivierte Landschaft geprägt. Das schöne daran sind natürlich die schönen Orte, Burgen und der Wein am Abend -- das weniger schöne die Straßen und fehlenden Anlegemöglichkeiten -- man ist hier nie "ganz allein" in der Natur. Aber eine Ruderfahrt muß ja nicht immer so einsam sein wie im letzten Jahr auf der Weichsel, und so war diese Saar-Mosel-Ruderfahrt eine interessante, schöne und gelungene Ruderfahrt!

Steffen, Darius, Simon, Nils und Nicolas vor dem Deutschen Eck
Die Teilnehmer:
SteffenDariusSimonNilsNicolas (FL)

Information
Kartenmaterial:
  • Wassersport-Wanderkarte Nr. 3: Deutschland Südwest, Jübermann-Kartographie u. Verlag, 4. Auflage 2004, ISBN 3-929540-13-4
Informationen:

Moselwein



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