Werra-Weser-Ruderfahrt 2001

19. bis 28. August 2001

Bericht von Nicolas Michael

Kurzbeschreibung: 10tägige Ruderfahrt auf Werra und Weser von Eschwege durch das Weserbergland bis nach Bremen. Gesamtstrecke: 420 Km.

Streckenübersicht
So, 19.08. Bootstransport und Anreise nach Eschwege  
Mo, 20.08. 1. Etappe: Eschwege - Hann.-Münden 63 Km (5 Schleusen/Umtragestellen)
Di, 21.08. 2. Etappe: Hann.-Münden - Höxter 69 Km (1 Schleuse)
Mi, 22.08. 3. Etappe: Höxter - Hameln 65 Km
Do, 23.08. 4. Etappe: Hameln - Minden 72 Km (1 Schleuse)
Fr, 24.08. 5. Etappe: Minden - Stolzenau 36 Km (2 Schleusen)
Sa, 25.08. Ruhetag in Stolzenau  
So, 26.08. 6. Etappe: Stolzenau - Hoya 54 Km (2 Schleusen)
Mo, 27.08. 7. Etappe: Hoya - Achim 35 Km (2 Schleusen)
Di, 28.08. 8. Etappe: Achim - Bremen; Rückreise 26 Km (1 Schleuse)
10 Tage gesamt: 420 Km (14 Schleusen)



Die Planung für diese Ruderfahrt war glücklicherweise nicht ganz so stressig wie die für die Prag-Berlin-Ruderfahrt im vergangenen Jahr. Im Frühjahr stand die Strecke fest, und die Unterkünfte waren gebucht. An Teilnehmern mangelte es noch, da viele, die im Vorfeld ihr Interesse bekundet hatten, doch keine Zeit (mehr) hatten. Neben mir kam die erste definitive Zusage von MOJO. Nach einigen Tante-Kanu-Hin-oder-Her-Überlegungen sagte auch Robin zu. Erstmals für eine Fahrt gewonnen werden konnte Felix von Schadow, und vervollständigt wurde die Mannschaft durch Otto. Es gab zwar noch einige weitere, die zeitweilig Interesse hatte, doch blieb es bei diesem wagen Interesse, so daß wir diesmal mit nur einem Doppelvierer, unserer Keraunos, auf die Fahrt gingen.

Mannschaft

Etwas Streß kam dann aber doch (zumindest für mich) auf, als die Fahrt unmittelbar bevorstand: In den vier Wochen vor der Fahrt war ich wegen Ruder- und Surfcamps kaum zu Hause gewesen, und vom Köriser See kommend mußte ich am Samstag, dem 18. August in wenigen Stunden Proviant besorgen, Seesack packen und zusammen mit Felix das Boot auf den Hänger laden. Wir waren dazu nur zu zweit, da die anderen Teilnehmer es vorzogen, noch etwas Urlaub zu machen und direkt nach Eschwege anzureisen. Für Felix und mich hieß es somit: Früh aufstehen am Sonntag, denn unser Geschäftsführer und Hängerfahrer Wolfgang Nießmann wollte bereits um 6:30 Uhr morgens in Wannsee losfahren.

Pünktlich um 6:30 Uhr trafen wir uns am Sonntag zum Bootstransport in Wannsee. Das Boot wurde festgebunden, dann ging es los. Bei 90 Km/h durch Wolken und Regen dösten Felix und ich auf der Rückbank, Weser während Herr Nießmann den Hänger sicher Richtung Eschwege steuerte. Mittags wurde das Wetter allmählich besser, und die Sonne kam durch. Nach ziemlich genau fünf Stunden war das Ziel erreicht. Wir luden das Boot ab und machten uns auf in die Stadt, während Herr Nießmann wieder nach Berlin zurück fuhr. Da wir uns für die gegenüberliegende Uferseite entschieden hatten, mußten wir auf dem Weg ins Stadtzentrum mangels einer Brücke ein Wehr über Steine springend überqueren. In Eschwege, einer hübschen Stadt mit Fachwerkhäuser, die etwas an Modellbauhäuser erinnern, fanden wir schnell ein nettes Eiscafe. Danach gingen wir wieder zurück zum Ruderclub und legten uns auf der Wiese erst einmal schlafen. Als MOJO ankam, riggerten wir die Keraunos auf und gingen anschließend zum Baggersee gegenüber, in dessen klarem Wasser man phantastisch baden konnte. Während wir nach dem Baden Frisbee spielte, kam Otto an, und es fehlte - wie könnte es anders sein - nur noch Robin. Da er am Abend noch immer nicht da war, entschlossen wir uns, auch ohne ihn schonmal Abendessen zu kochen (Spaghetti mit Fertigsauce). Nach dem Essen wollten wir noch ein Bier in Eschwege trinken, und auf dem Weg dorthin kam uns Robin entgegen - die Befürchtungen, er würde erst am nächsten Morgen auftauchen, waren damit aus dem Weg geräumt... Er erzählte uns stolz, wie er es mal wieder ohne zu bezahlen nach Eschwege geschafft hatte, und berichtete uns von den gut 18 DM verkohlter Münzen, die er in einem ausgebrannten Motorboot auf der Elbe gefunden hatte ("Vielleich kann man sie, wenn man sie abschmirgelt, noch in Automaten benutzen.").

Werra Am Montag stand die erste Etappe von Eschwege nach Hannoversch-Münden an. Um 7:00 klingelte der Wecker, und um 9:10 waren wir bei grauem Himmel und Regen auf dem Wasser. Die Seesäcke, sogar der von MOJO, fanden glücklicherweise alle Platz im Boot. Die Strömung war sehr unterschiedlich: Manchmal floß die Werra kaum, an anderen Stellen ging es dafür sehr flott voran. Probleme bereitete uns nur der Wasserstand: Bereits an der ersten Schleuse in Eschwege mußten wir feststellen, daß am unteren Schleusentor kein Wasser mehr war... Also hieß es: Umtragen! Aber auch hinter der Schleuse gab es noch einige Flachstellen, über die wir mit unserem vollbeladenen Boot schrammten. Glücklicherweise ist die Keraunos ein robustes B-Boot von Göhr, das solch eine Tour verkraftet. Auf Steine achtend erreichten wir bald die nächste Schleuse. Auch hier war am unteren Schleusentor kein Wasser mehr, was uns wiederum zum Umtragen zwang. Besonders unangenehm wurde dies dadurch, Werra daß vorsorgliche Menschen einen Zaun neben dem Schleusenbecken errichtet hatten. Beim Umtragen mußten wir am Schleusenbecken entlang zwischen Zaun und Hauswand hindurch - Breite: 1,60m. Nachdem wir uns beim Schieben des Bootes auf dem Bootswagen mit den Auslegern gnadenlos im Zaun verkeilt hatten, half nichts weiter, als das Boot über Kopf hoch zu tragen, so daß die Ausleger über den brusthohen Zaun reichten. So macht Umtragen Spaß... Nach dem erneuten Beladen des Bootes ging es weiter. Die Werra war noch immer flach, und trotz größter Vorsicht schrammten wir doch noch einige Male über Grund. Einmal saßen wir sogar richtig fest, so daß wir alle in der kräftigen Strömung aussteigen mußten, um das Boot über die Flachstelle zu ziehen! Der Regen hatte bereits aufgehört, und langsam kam die Sonne durch. In Werra Hedemünden gibt es einen Graben, auf dem man das Wehr umrudern kann. Trotz geringen Wasserstandes war alle Angst umsonst: Der Graben ließ sich bestens durchrudern, und bei der Schnelle am Ende kam ordentlich Geschwindigkeit auf! Leider folgten bei Letzer Heller und in Hann.-Münden noch zwei weitere Wehre, so daß wir wieder Umtragen mußten. Mitlerweile hatten wir schon richtig Übung im Beladen des Bootes. Hinter der Schleuse erreichten wir, wo Fulda sich und Werra küssen, den Weserfluß. Da wir in Hann.-Münden aber im Ruderclub übernachten wollten und dieser an der Fulda gelegen ist, durften wir noch Werra ein Stückchen die Fulda flußauf rudern - glücklicherweise bei geringer Strömung. Auch dort war eine Schleuse, die sogar benutzbar aussah. Leider schleust sie montags nur bis 16:30 Uhr, so daß wir ein fünftes Mal Umtragen durften. Hinter der Schleuse erreichten wir schließlich erschöpft bei blauem Himmel den Mündener RV. Nach dem Duschen ging es in die Stadt zum Italiener, wo es Pizza gab. Um 22:00 Uhr fielen wir auf die Matratzen (!) - ja, hier gab es richtige Matratzen für einen ruhigen, weichen Schlaf! Der erste Tag war überstanden, und obwohl wir Teile der Strecke tragend überwinden mußten, war es - vor allem landschaftlich - eine schöne Etappe. Die schmale Werra windet sich durch eine phantastische Berglandschaft, die für all die Strapazen mehr als entschädigt.

Die zweite Etappe nach Höxter begann, wie immer, mit einem Einkauf im Ort. Anschließend gab es Frühstück mit frischen Brötchen, Delikata, Tamara und Schokoschlabber, sowie Müsli, frischen Früchten, Orangensaft, Tee, Milch usw. Um kurz nach 10:00 waren wir auf dem Wasser und konnten sofort schleusen - Hurra, kein Umtragen! Der Nebel lichtete sich langsam, und bei blauem Himmel wurde es anschließend ziemlich Sprint auf der Weser heiß, worüber sich vor allem unser portugalgebräunter Felix freute, während der Käpt'n es lieber etwas kühler gehabt hätte. Glücklicherweise war der Wasserstand auf der Weser ausreichend, so daß wir die Keraunos nicht noch weiter strapazieren mußten. Bei guter Strömung ging es durch das Weserbergland - eine tolle Strecke! Nach der dritten Steueretappe fanden wir eine geeignete Anlegestelle für unsere Mittagspause - einen kleinen Strand mit Wiese, die allerdings nach Ansicht unserer stadtgewohnten Mitruderer (insb. Otto) hart und stachelig, außerdem voll von kleinen Krabbeltierchen war. Nach dem Essen hieß es: Joggen in der Weser! Der Fluß war in der Mitte noch so flach, daß man tatsächlich in der Strömung in der Weser joggen konnte. Gegen Ende der Etappe entschlossen wir uns, als Trainig für Quer durch Berlin einen kleinen Sprint einzulegen: Zwei Kilometer mit Druck, danach ein Kilometer Schlußsprint mit voller Kraft wurden beschlossen. Also rasten wir mit unserem vollbeladenen Blitz die Weser hinab bis zum Ruderclub in Höxter, wo man uns schon Werra aus der Entfernung hören konnte. Abgesehen von der letzten Etappe machten wir auch an den folgenden Tagen immer einen 3-Km-Sprint am Ende. Nach dem Anlegen spielten wir noch etwas Frisbee, bevor es in den Ort zum Griechen ging, bei dem wir hervorragend aßen. In den Betten (!!) unterhielten wir uns abends noch über James Bond, wobei uns der Titel des neuesten 007-Streifens nicht einfallen wollte.

Am folgenden Tag stand die Etappe nach Hameln an. Es war bereits morgens heiß, bewölkte sich aber mittags etwas. Heute ging es ganz ohne Schleusen durch die schöne Berglandschaft, die jetzt allmählich flacher wurde, bis nach Hameln. Während der Mittagspause überraschte uns ein Polizeiboot, was derart große Wellen verursachte, daß wir nur mit Mühe die Keraunos davor retten konnten, gegen die Steine am Ufer zu schlagen. Der Sprint zum Ende der Etappe startete diesmal mit einem Rennstart, bei dem sich unser Blitz gemütlich in Bewegung setzte. Im Ruderclub Weser Hameln mit einem wirklich tollen Bootshaus erwartete man uns erst für den folgenden Tag. Weser Machte aber nichts, denn heute war Grilltag im Ruderclub, und so konnten wir erstmal ein Bier und frisch gegrilltes Fleisch genießen. Zum Schlafen mußten wir nachts unsere eigenen Isomatten bemühen - der Luxus mit Betten war jetzt vorbei.

Da der Ort etwas weiter entfernt war, hatte sich die sehr freundliche und hilfsbereite Hauswartsfrau des Ruderclubs bereiterklärt, uns morgens frische Brötchen zu besorgen. Die restlichen Besorgungen erledigten wir im Supermarkt. Bis wir endlich auf dem Wasser waren vergingen ganze drei Stunden! Die Landschaft auf der Etappe nach Minden war jetzt etwas flacher als an den vergangenen Tagen, aber heiß war es noch immer. Leider wurde es im Tagesverlauf auch recht schwül, so daß wir (abgesehen von Felix) alle eine Mittagspause im Schatten wünschten. Diese wurde in einem Kiessee abgehalten, in dem wir auch vor den Wellen vorbeifahrender Boote geschützt waren. Kurz vor Minden durchfuhren wir die Porta Westfalica - Wiehengebirge auf backbord und Wesergebirge auf steuerbord - die letzten Berge auf dieser Ruderfahrt. Bei der Ankunft im Bessel RC Minden wurden wir freundlich von dem Protektor Heinz Lück empfangen, der auch viele unserer Weser Protektoren kannte. Zum Essen wurde uns das Restaurant Zum Seriösen Fußgänger empfohlen, wo es hervorragende Aufläufe geben sollten. Also machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt von Minden, die uns sehr gefiel. Im Gegensatz zu den anderen Orten war hier abends wirklich etwas los, und es gab viele schöne und gemütliche Cafes. Wir fragten uns zum Seriösen Fußgänger durch, den wir schließlich sogar fanden. Die Suche hat sich gelohnt: Die Aufläufe, die es hier gibt, sind den Weg wirklich wert! Anschließend gab es in einer Eisdiele noch einen Eisbecher, dann ging es zurück zum Ruderclub.

Am folgenden Tag standen wir um kurz vor acht auf. Nachdem eingekauft war - der Weg zum Supermarkt ist ziemlich weit - gab es Frühstück auf der Wiese, bewundert von Schulklassen, die erstmals das Bootshaus ihrer Ruderriege besuchten. Bevor es losging schauten wir uns noch das Wasserstraßenkreuz direkt neben dem Bootshaus an: Hier fließt der Mittellandkanal in einer Brücke über die Weser. Anschließend ging es bei stechender Hitze und Schwüle auf die Etappe nach Stolzenau. Die Landschaft war jetzt flach, das Ufer vom Campingplätzen und Kraftwerken verziert. Bei Petershagen entschieden wir uns gegen die Schleuse und Weser treidelten das Boot durch die Bootsrutsche neben dem Wehr. Die Strecke hinter dem Wehr belohnte uns mit ordentlicher Weser Strömung, wogegen die Weser sonst nur noch geringe Strömung hat. Auf der Suche nach einer geeigneten Anlegestelle für unsere Mittagspause (am Ufer gibt es hier fast ausschließlich Steine) entschieden wir uns für das Ufer bei Buchholz, wo an einer Stelle die Steine mit Matten abgedeckt sind. Sogar eine Bank im Schatten war vorhanden. Leider mußten wir einige Male aufspringen als Schiffe vorbeifuhren, damit das Boot nicht gegen das Ufer schlägt. Ab Minden nimmt der Schiffsverkehr auf der Weser etwas zu, wobei wir dennoch nicht sehr viele Frachter gesehen haben - eher einige Motorboote, aber verglichen mit Berliner Verhältnissen ist es hier noch immer ruhig. Bei Schlüsselburg entschieden wir uns für die Abkürzung durch den Schleusenkanal und erreichten kurz darauf Stolzenau. Hier kochten wir endlich mal wieder selbst: Es gab Kartoffeln mit Quark.

Am Samstag war Ruhetag in Stolzenau angesagt. Nach langem Schlafen (bis 10:00 Uhr) wurde ein ausgiebiges Frühstück auf der Wiese mit frischen Eiern, Joghurt und Kuchen abgehalten. Anschließend las uns Felix aus Das Parfum vor. Nachdem wir einige Zeit vollgefressen auf der Wiese gelegen hatten, machten wir uns auf zum Hafenfest, welches heute uns zu Ehren hier abgehalten wurde. Dort gab es einige Würstchen- und Bierbuden, einen Stand des Deutschen Binnenschiffahrtverbandes, sowie Kalle, der allen zeigte, Weser was sein Kran so drauf hat. Wir aßen eine Waffel und machten uns dann wieder auf zum Ruderclub, wo wir mit Knicklichtern, die für uns vom Ruderclub vorbereitet worden waren, unser Boot für die nächtliche Lampionfahrt schmückten. Als besonderes Highlight spannten wir noch 12m Absperrband, befestigt an Paddelhaken und Fahnenstange, über das Boot. Außerdem hatte die Vorstandsfamilie des Ruderclubs noch die Buchstaben R und C (für RCS) für uns vorbereitet: Der Verein wollte, nach einigen Problemen in der Vergangenheit, nun wieder auf sich aufmerksam machen. Die Familie war dabei sehr bemüht (und besorgt, ob alles klappt...). Dann ging es los: Wir fuhren weserauf bis zum Kieswerk, wo wir uns sammelten. Mitlerweile war es dunkel, und unsere Knicklichter funkelten an Bug, Heck und Skulls. Mit einer Fackel für den Steuermann ging es dann in einer Bootsparade am Hafen vorbei, zuerst die Fackelschwimmer, dann die Ruderer, Kanuten und Motorboote. Mit Hip, Hip - Hurra!, beklatscht von den zahlreichen Zuschauern am Ufer, ruderten wir den Hafen entlang. Als alle Boote vorbei waren und nichts mehr passierte, entschlossen wir uns, für die Zuschauer etwas Action zu machen und sprinteten einige Male den Hafen rauf und runter, bejubelt von der Menschenmenge. Weser (Später erfuhren wir, daß ab 21:45 Stilliegen der Boote angeordnet war, aber es schien niemanden zu stören, daß wir bis nach 22:00 noch auf und ab rasten...) Um 22:15 kam der Höhepunkt: Das Feuerwerk. Wir lagen als einziges Boot knapp oberhalb der Brücke (vielleicht durfte man hier gar nicht hin, aber davon wußten wir nichts), und das Feuerwerk ereignete sich direkt über unseren Köpfen. Wenn das Hafenfest am Nachmittag noch etwas bescheiden gewirkt hat, muß man sagen, daß sich Stolzenau mit dem Feuerwerk wirklich Mühe gegeben hat! Es war wirklich beeindruckend! Wieder zurück im Bootshaus durften wir die Kuchenreste aufessen. Auch die Kosten für die Übernachtung wurden uns - dank unseres Mitwirkens an der Lampionfahrt - erlassen. Vielen Dank! Danach machten wir uns - diesmal zu Land - auf den Weg zum Hafen, wo wir die letzten Stücke einer Jazz-Band hörten. Die Nummer Erotik pur danach war weniger erotisch, und so machten wir uns auf zur O-Party (Schulparty vom Gymnasium Stolzenau und einer anderen Schule). Dort angekommen fühlten MOJO und ich uns von der Art der Musik und dem Drumrum eher abgestoßen und entschlossen uns zum Rückzug. Die anderen drei wollten Party um jeden Preis und blieben noch einige Stunden da...

Weser Trotz der kurzen Nacht kamen wir am nächsten Morgen erstaunlich gut aus den Schlafsäcken. Es war schon morgens höllisch heiß. Die Strecke nach Hoya war aber landschaftlich wieder reizvoller als die vorangegangene Etappe. Es waren zwar keine Berge mehr, aber dafür Wiesen und Felder mit zahlreichen Kühen, Schweinen und Schafen. Auch Greifvögel konnten wir viele sehen. Die Schleusen auf der Weser schleusen sonntags nur bis 11:00 Uhr, und es reichte nicht, um 10:50 Uhr an der Schleuse Landesbergen zu sein. "Das kostet mich mindestens eine halbe Stunde." meinte der Schleusenwärter, und so mußten wir am Wehr unser Boot wieder durch die Bootsrutsche treideln. Bei der zweiten Schleuse entschieden wir uns gleich für das Wehr bei Drakenburg. Das Umtragen gilt hier als sehr beschwerlich, was wir nicht so ganz nachvollziehen können. Weser Zwar muß man das Boot über eine etwas hohe Kante herausheben und beim Einsetzen auf die Steine achten, aber da gab es schon schlimmere Umtragestellen. Zumindest konnten wir im Schatten des Wehres Pause machen, und als ein kleines Lüftchen sich regte wurde es fast schon erträglich. Hinter dem Wehr wurden wir mit recht ordentlicher Strömung belohnt - ansonsten ist die Strömung auf der Weser hier nur noch sehr gering. Bei leichtem Rückenwind konnten wir etwa 700m schweigend segeln und die Ruhe genießen - phantastisch! Nach der Ankunft in Hoya sprangen wir erstmal ins Wasser, um uns abzukühlen. Anschließend wurden Nudeln mit einer Sahnesauce mit Erbsen, Möhren und Mais gekocht. Draußen wurde es kühler und ein kräftiger Wind lebte auf. Für die Nacht waren Unwetter angekündigt. Wir freuten uns bereits auf die folgende Abkühlung...

Auch wenn es kein Gewitter gab, so regnete es doch ziemlich kräftig in der Nacht. Am nächsten Morgen regnete Weser und stürmte es noch immer, was anscheinend nur mich freute. Vor allem Felix schien es ziemlich die Laune zu vermiesen. Nach dem Ablegen hörte der Regen sofort auf, aber es war noch immer kalt und windig. Nach etwa einer Stunde kam langsam die Sonne durch, und Felix Laune fing an, sich zu bessern. Wir hatten den ganzen Tag kräftigen Gegenwind, der auch ordentliche Wellen auf der Weser verursachte. Das Rudern war etwas beschwerlich, und wir mußten einiges an Wasser übernehmen. Doch die Sonne setzte sich mehr und mehr durch, und auch die Landschaft war sehr schön: Das Land war flach, und man hatte den Eindruck, sich dem Meer zu nähern. Das Schleusen klappte heute problemlos. Für unsere Mittagspause fanden wir bei Km 324 einen phantastischen Strand. Danach kämpften wir uns weiter vor durch die Wellen (mir hat's Spaß gemacht...). Im Schleusenkanal vor Achim wurde das Wasser ruhiger, und nach der Schleuse konnten wir sogar unseren Sprint wieder fahren. So erreichten wir schon um kurz nach 17:00 Uhr Achim, unser heutiges Etappenziel. Zu Essen gab es Risotto, danach gingen wir recht bald schlafen - heute mal ohne zu schwitzen.

Die letzte Etappe nach Bremen begann mit frühem Aufstehen: Felix, der morgens immer etwas länger brauchte, stand schon um 20 vor sechs auf, der Rest um 6:00 Uhr. Einkaufen mußten wir nicht, da wir am Vortag bereits alles besorgt hatten. Beim Frühstück beeilten wir uns und hatten tatsächlich um 7:25 unser Boot fertig beladen im Wasser liegen. Allerdings mußten wir noch 20 Minuten auf den Herrn des Gymnasiumns Achim warten, um den Schlüssel wieder abgeben zu können. Um 7:45 Uhr stachen wir dann in See. Der Gegenwind war kräftig, aber die Wellen nicht mehr so hoch wie auf der letzten Etappe. Abgesehen vom Wind war es ein phantastischer frischer Morgen mit viel Sonne. Die Strecke führte vorbei an zahlreichen Stränden (schade, daß wir keine Mittagspause machen würden...). In Bremen wurde es dann industriell und wenig interessant. Kurz vor Ende erreichten wir unsere letzte Schleuse, die sich teilweise im Bau befindet. Nach etwas Warten konnten wir schleusen. Die 3 Km danach waren dank auffrischendem Wind und Wellen nochmal recht mühsam, doch erreichten wir - wie geplant - um kurz nach 11 Uhr den Steg des Post SV Bremen, wo der Käpt'n von der Mannschaft baden geschickt wurde. Aber Felix fiel auch ins Wasser, und Robin folgte. Nach dem Duschen wurde die Keraunos schnell abgeriggert und verladen - Herr Nießmann war mit dem Hänger pünktlich da. Um 12:45 wurde dann die Rückfahrt angetreten - Felix und Otto mit der Bahn, der Rest im Auto mit dem Hänger. Und so erreichten wir alle recht zeitig Berlin...

Als letzte Aktion der Ruderfahrt wurden am folgenden Mittwoch Boot und Skulls geputzt. Die Keraunos hat die Fahrt mit einigen Schrammen ansonsten gut überstanden, nur ein Einstiegsbrett muß sich auf der Rückfahrt gelöst haben und ist verlorengegangen. Nach der Saison soll sie nun außen abgeschliffen und neu lackiert werden, damit sie uns für weitere Ruderfahrten erhalten bleibt.



Die Teilnehmer: Otto Birnbaum, Robin Hannß, Tobias MOJO Luckfiel, Felix Schwarz (Schadow) und Nicolas Käpt'n Mini Michael

Information
Unterkünfte, Streckeninfos: Adressen, Infos, Kontakte
Kartenmaterial:
Wassersport-Wanderatlas Weser mit Quellflüssen W1+2 (Jübermann, ISBN 3-929540-55-X)


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