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Altherren-Wanderfahrt Neuruppin 01.-08.09.2001
(2001-09-30 15:50:55) Wie so häufig begleitete ich als Nicht-Mitglied meine Ehefrau in den RKN und wurde zufällig Zeuge eines Gespräches unter „Alten Herren“. Sie besprachen die AH-Wanderfahrt 2001 nach Neuruppin. Später fragte ich mich, wie plump mußte ich mich wohl in die Unterhaltung eingemischt haben, daß mich einige AH einluden, an der Fahrt teilzunehmen.

Weil mich die Landschaft um den Ruppiner See mit der Ruppiner Schweiz und seiner preußischen Vergangenheit seit längerem interessierte, sagte ich spontan zu. Außerdem würde eine Woche sportliche Betätigung meinem Körpergewicht gut tun. Aber: Ich habe vor mehr als 40 Jahren das letzte Mal in einem Ruderboot gesessen. Würde ich den Bewegungsablauf im Boot noch nachvollziehen können? Planung, Ausschreibung, Vorbesprechung, Abschlußbesprechung, 2,5stündige Fahrt mit einem Kleinbus und 2 PKWs nach Neuruppin und Zimmerbelegung im Hotel liefen in der vom RK Joachim Koch gewohnten Perfektion und Harmonie ab. Alles hervorragende Voraussetzungen für eine schöne Ruderwoche. Unterstützt wurden diese besten Voraussetzungen von den guten Verbindungen des RK Harald Prade zu seinem ehemaligen Verein, dem Ruderverein Neuruppin. Hier wurden wir mit offenen Armen und einer wohltuenden Freundlichkeit vom RK Arno empfangen. Arno hatte bereits 2 Doppelvierer reserviert und war bereit, uns auf allen 5 Touren zu begleiten. Die erste Tour wurde am Sonntag, dem 02.09., vom RVN zur Boltenmühle und zurück gerudert – insgesamt 32 km. Als Neuanfänger mußte ich mich stark auf das Rudern konzentrieren, so daß ich von der herrlichen Landschaft des Rhins, Molchowsees, Tetzensees, Zermützelsees, Rottstielfließ und des idyllisch gelegenen Tornowsees bis zur Ausflugsgaststätte Boltenmühle, dem Kernstück der Ruppiner Schweiz, nicht viel gesehen habe. Das sollte sich ändern, wollte ich doch Fontanes Loblied in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg auf die Ruppiner Schweiz nachempfunden:

Und fragst du doch: „Den vollsten Reiz, Wo birgt ihn die Ruppiner Schweiz? Ist's norderwärts in Rheinsbergs Näh‘? Ist's süderwärts am Molchow-See? Ist's Rottstiel tief im Grunde kühl? Ist's Kunsterspring, ist's Boltenmühl‘? Ist's Boltenmühl, ist's Kunsterspring? Birgt Pfefferteich den Zauberring? Ist's Binenwalde?« – Nein, o nein, Wohin du kommst, da wird es sein, An jeder Stelle gleichen Reiz Erschließt dir die Ruppiner Schweiz.“

Am herrlich gelegenen Zermützelsee hatte der Landdienst einen Imbiss vorbereitet. Die Ausflugsgaststätte Boltenmühle ist nicht nur eine gute Adresse in einer herrlichen Landschaft, sondern auch für eine entsprechende Gastronomie bekannt. Landschaft pur - Dank der Führung von RK Peter Schmidt lernten wir auch das Ufer des Binnenbachs auf dem Wege zum Kalksee kennen. Manche Anekdote über den „Alten Fritz“ als Kronprinz wurde dabei zum Besten gegeben. Auch seine Zuneigung zur schönen Försterstochter Sabine, nach der angeblich das heutige Binenwalde am Kalksee benannt sein soll. Die Rückfahrt verlief für mich entsprechend. Die Konzentration auf das Rudern ließ kaum einen Blick auf die Landschaft zu. Nach ca. 25 km kam das für erfahrene Ruderer voraussehbare Problem. Wie auf der Oker lehnte ich ein Sitzkissen auf dieser Fahrt ebenfalls ab. Ist was für Warmduscher, sagte ich nur. RK Peter Schmidt als Schlagmann war der erste, der mein nunmehr offensichtliches Sitzproblem erkannte. Zur Regeneration der Sitznerven ließ er eine Zwangspause einlegen. Wie ich die restliche Strecke zurückgelegt habe, mag ich niemandem erzählen. Jedenfalls war es ein schöner Rudertag. Die zweite Tour am Montag führte uns vom RVN wieder über Rhin, Molchowsee, Tetzensee, Gudelackrhin, Möllensee und Gudelacksee zum 26 km entfernten, von 3 Seen eingeschlossenen, Lindow. Auf dieser Fahrt konnte ich als Steuermann Fontanes Gedanken zur „Ruppiner Schweiz“ in vollen Zügen nachvollziehen. Auch auf der Rückfahrt am nächsten Tag von Lindow nach Neuruppin erlebten wir nochmals die traumhafte Landschaft. Mittwoch war „Kulturtag“. Wir hatten uns auf die Besichtigung unserer Gaststadt geeinigt. Auch hier kam die gute Verbindung des RKN zum RVN sichtbar zur Geltung. „Ich bin der Okki“, so stellte sich uns ein ca. Mittsiebziger mit einer angenehmen Erscheinung und einer entsprechenden Stimme vor. Es war der RK Günter Eitz, der uns seine Heimatstadt zeigte. 1787 fiel sie fast vollständig einer Brandkatastrophe zum Opfer und wurde danach im klassizistischen Stil wieder errichtet. Kurzweilig, unterhaltsam und kompetent führte uns Okki an die Orte, an denen der „Alte Fritz“ als Kronprinz Friedrich sein erstes Kommando als Oberst über das „Regiment Kronprinz“ führte. Fontane, Schinkel und Alexander Genz haben als Söhne der Stadt ihre Spuren hinterlassen. Gustav Kühn druckte hier seine „Ruppiner Bilderbogen“, den Vorreiter der heutigen Illustrierten. Der Nachmittag wurde mit einem Besuch von Rheinsberg ausgefüllt. Mit der Schloßbesichtigung wurde wieder einmal auf den Spuren der Preußen gewandelt. Danach war das Lustwandeln am Ufer des Glienickersees ein erneuter Genuss. Für Donnerstag war eine Fahrt zum 11 km entfernt gelegenen Alt-Friesak vorgesehen. Während bei den ersten Touren kleinere Seen mit romantischen Kanaldurchfahrten den besonderen Reiz darstellten, herrschte während der Fahrt über den Ruppiner See jetzt die große Wasserfläche vor und stellte damit einen Gegensatz zu den Vortagen dar. An diesem Tag hatte ich wieder das Glück steuern zu dürfen, so daß ich auch diesen Eindruck in vollen Zügen genießen konnte. Alt-Friesak ist ein kleines brandenburgisches Nest mit historischer Zugbrücke über den Rhin und Doppelschleuse und einem Fischteichwirt, bei dem es Fisch in allen Variationen zu ansprechenden Preisen auch zum sofortigen Verzehr in einem rustikalen Ambiente zu kaufen gab. Ein Geheimtip von Arno. Mit einer auf Grund des Regens verkürzten Ruderstrecke durch die Lanke, einem Nebenarm des Ruppinersees, und zum Ruderverein Alt-Ruppin nahmen wir am Freitag Abschied von einem traumhaften Ruderrevier. Aber nicht nur das herrliche Ruderrevier machte den Erfolg für 14 AH-Ruderer dieser Woche aus, sondern auch die Naturerlebnisse sowie Dank unserer Ruppiner RK die „Reise in unsere historische Vergangenheit“. Übrigens, ich bin jetzt Mitglied im RKN und freue mich schon auf die nächste Tour. Dieter Schult
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