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Eine nicht alltägliche Wanderfahrt vom Bootshaus Thune zur Salzgitter AG
(2002-03-30 15:50:55) Schon lange zwickte die Abenteuerlust in den Köpfen einiger NORMANNEN; es lockte der Versuch, in der Region unbekannte Gewässer zu ergründen. Endlich, im Plan des Jahres 2002 wurde vermerkt, daß am 24.03. der Salzgitter-Zweigkanal den abenteuerlichen Bestrebungen der Ruderer zum Opfer fallen sollte.

Leider fanden sich nur 5 Leute, die letztlich am 24.03. bei frischem Nordwind aufbrachen. Regen gab es nicht, dafür aber tiefe Temperaturen.

Die Schleuse Wedtlenstedt im Salzgitter-Zweigkanal war schnell erreicht und auf ging es in ein gewaltiges Schleusenbauwerk. Unser mickriger C-Doppelvierer allein in einer Betonkammer von 12 x 225 m mit 9,30 m Hub – das war schon was. Bemerkenswert ist, daß bei jeder Schleusung das abgelaufene Wasser wieder hochgepumpt wird. Unsere Fahrt erforderte also den Rücktransport von 108.000 m³ Wasser, was vier mal durch je 2 Pumpen mit 13.000 m³/h passierte. Der Steuerzahler wird mit den Stromkosten nicht belastet, die Energie wird von der Salzgitter AG als einzigem Abnehmer für Öl und Kohle aus Schiffstransporten bereitgestellt. Übrigens muß, auch wenn kein Schiff kommt, 1 mal pro Tag geleert werden, um die Schleusentore zu schmieren.

Ein freundlicher Schleusenwärter ließ uns im Oberwasser heraus, weiter ging es ca. 6 km bis zur Schleuse Üfingen. Auch hier konnten wir relativ einsam das Betonmonument bewundern. Nun, ca. 19 m höher als der Wasserspiegel in Thune, ging es in zügigem Tempo vorbei am Kanu-Verein Salzgitter, an den Hafenanlagen in SZ-Beddingen bis zum Kanalende bei Kilometer 18. Die eindrucksvollen Industrieanlagen der Salzgitter AG, verbunden mit Entladeterminals für Kohle und Öl, waren selbst für die in diesem Werk beschäftigten Burkhard und Harald ein imposanter Anblick.

Angelegt wurde nach 27 km an einem ins Wasser gefallenen Baum. Die Aussteigeübungen boten Zeugnis von der allseitigen körperlichen Fitness der Fahrtteilnehmer. Nun galt es noch, einen 50%-Berg hinaufzukraxeln – die Schönheiten der Salzgitteraner Tiefebene waren erreicht. In Ermangelung einer geöffneten Kneipe wurden die mitgebrachten Edelkonserven auf einem Gleis der Werksbahn verzehrt.


Mittlerweile, obwohl der Hochstand der Sonne noch nicht überschritten war, gestaltete sich das Hämorrhoiden fördernde Sitzen auf dem Bahnkörper als ziemlich ungemütlich. Flugs ergriffen wir die Chance, uns in der Tankstelle Weigl in SZ-Hallendorf bei einem heißen Kaffee aus dem Automaten aufzuwärmen. Nach Austausch der neuesten Nachrichten traten wir die Rückfahrt an – der Gegenwind war nicht schlecht.

Die beiden Schleusungen gingen ohne zeitliche Verzögerungen über die Runden – wir haben an diesem Tag nur freundliche Angestellte des öffentlichen Dienstes erlebt. Steuermannswechsel in Wedtlenstedt – Gisela übernimmt das letzte Stück. Ein wenig kreuzlahm, aber guter Dinge (das zeigte sich auch bei den mehrstimmigen Gesängen in den echoträchtigen Schleusenkammern) stiegen wir gegen 17 Uhr 30 in Thune aus dem Boot.

Für alle Fahrtteilnehmer, Gisela Prade, Jörn Zinkernagel, Burkhard Erdmann, Hans-Jürgen Wissel und Harald Prade wird die Neuwasserrunde wegen Mangel an Getränken während der Tour im Bootshaus nachgeholt. Wir können uns durchaus vorstellen, daß eine solche Tagestour bei schönem Wetter und in grüner, blühender Landschaft noch mehr Spaß macht. Wenige Schiffe, keine Spundwände – das Rudern läßt dort im Zweigkanal Freude aufkommen – beinahe wie in der Wanne.

Harald Prade
www.weRow.com - March 28th, 2024 05:33:30 PM