Ruderfahrt Oder 1998

21. bis 24. Mai 1998

Bericht von Nicolas Michael

(siehe auch Fahrtenbericht von Martin Nauendorff, Astoria)

Kurzbeschreibung: Viertägige Ruderfahrt auf der Oder von Eisenhüttenstadt nach Mescherin, kurz vor der polnischen Grenze. Gesamtstrecke: 170 Km.

Über Himmelfahrt haben wir zusammen mit dem Berliner Ruderklub Astoria und einigen Ruderern vom Märkischen Ruderverein eine Ruderfahrt auf der Oder unternommen. Unser Weg führte uns über vier Tagesetappen von Eisenhüttenstadt flußabwärts bis nach Mescherin.
Oder Wir ruderten zu fünft in einem Doppelvierer, der Keraunos (griech. 'Blitz', diesen Namen mußten wir den anderen Ruderern mehrfach erklären...), und machten diesem Namen auch alle Ehre, indem wir regelmäßig die Astoria-Boote abhängten ;-) !! Während die anderen (schon etwas reiferen) Ruderer in Gasthöfen übernachteten, schliefen wir nachts in Zelten, was insbesondere in Anbetracht des schlechten Wetters großen Spaß machte!

Insgesamt war die Fahrt sehr schön, vor allem auch landschaftlich. Außerdem war es auch mal etwas Neues für uns, auf einem strömenden Gewässer zu rudern. Leider spielte das Wetter nicht so ganz mit, so daß der Gegenwind an den ersten zwei Tagen den Effekt der Strömung fast aufhob. Auch Regen und Graupel blieb nicht aus, woran wir uns jedoch nicht zu stören versuchten... Allerdings hätten wir uns über etwas besseres Wetter schon gefreut. (Das Foto entstand gerade während eines kleinen Sonnenlochs und ist für das allgemein vorherrschende Wetter der Fahrt wenig repräsentativ.) Dennoch hatten wir viel Spaß auf der Fahrt. Letztendlich war es natürlich auch reizvoll, zwischen zwei Ländern zu rudern, auf Backbord Deutschland und auf Steuerbord Polen.

Streckenübersicht
DonnerstagRC Eisenhüttenstadt - Bleyen68 Km
FreitagBleyen - Hohensaaten49 Km
SamstagHohensaaten - RC Schwedt29 Km
SonntagRC Schwedt - Mescherin24 Km

Die Anfahrt nach Eisenhüttenstadt erfolgte am Mittwoch mit der Bahn - unsere Boote waren uns schon einige Tage zuvor auf einem Anhänger vorausgefahren. Während unsere Ruderkameraden aus den beiden Ruderclubs in einem Hotel, welches so baufällig und trostlos aussah, daß wir vor Neid fast geplatzt wären, schliefen, verbrachten wir die Nacht auf dem Grundstück des RC Eisenhüttenstadt. Am nächsten Morgen (nach dem bei Aldi in Berlin eingekauften Frühstück mit bewährtem Aldi-Honig, Nussa und Delikata auf abgepacktem Brot) ging es los:
Die ersten beiden Etappen waren landschaftlich die reizvollsten. Bevor wir jedoch zur Oder gelangten, mußten wir eine Schleuse mit einem beeindruckenden Höhenunterschied von ca. 15 Metern durchqueren. Kurz hinter der Schleuse kam der erste (und an diesem Tag einzige) Schauer, danach hatten wir nur noch gegen den Wind anzukämpfen. Mit einem Radio an Bord und einigen 'angeheiterten' Männern in einigen anderen Booten, die uns begegneten (schließlich war Himmelfahrt bzw. Vatertag) machte diese Etappe richtig Spaß. An den beiden Ufern winkten uns Leute zu, und wir genossen unsere 68 Km lange Etappe. Abends machten wir in Bleyen vor unserem Campingplatz die reizende Bekanntschaft mit der dortigen Dorfjugend, mit der wir uns nett an der Bushaltestelle unterhielten, bis sich einer dazugesellte, dem es nicht sonderlich gefiel, daß wir West-Berliner waren (Eisern Berlin!), doch auch diese Begegnung endete friedlich.

KeraunosDer zweite Tag war landschaftlich ähnlich wie der erste, das Wetter jedoch war furchtbar: Dies begann bereits beim Frühstück, als wir versuchten, uns so um den Plastikgartentisch herumzusetzen, daß wir alle von dem dort stehenden Sonnenschirm geschützt waren und weder einer von uns, noch unser Frühstück vom Regen aufgeweicht wurde. Da unser Gaskocher bei den Außentemperaturen es leider nicht schaffte, unser Teewasser zum Kochen zu bringen, hängten wir die Beutel schon bei 80 Grad ins Wasser. Dennoch schmeckte das Frühstück, und auch unsere Stimmung war sehr gut. Wärend des Ruderns bescherten uns dann ständige Regen- oder Graupelschauer und eine 'stark bis stürmische Dauerböe' viel Wasser im Boot und ließen uns freudig der Ankunft in Hohensaaten entgegenblicken. In der Mittagspause erholten wir uns in einem kleinen Restaurant bei einem Würstchen mit einem Portiönchen Kartoffelsalat, einem Stückchen Kuchen und einem Tässchen Kaffe. Nach dieser Etappe waren wir ziemlich ermüdet, obwohl sie 20 Km kürzer als die vorangegangene war. Dennoch liefen wir abends noch ein wenig durch Bleyen, wo wir hinter dem Berghotel, in dem unsere Clubruderer schliefen, zelteten. Auf der anfangs erfolglosen Suche nach einem Bäcker (damit das Brötchenkaufen am nächsten Morgen schneller geht), fragten wir eine uns entgegenkommende Frau abends um 11 Uhr, wo hier der Bäcker sei. Die sichtlich erschrockene Frau (die vielleicht dachte, wir wollten sie überfallen) erklärte uns den Weg und fügte noch hinzu, daß der Bäcker jetzt aber schon geschlossen habe.

Am dritten Tag war es nun endlich schön, sogar einige Stunden Sonnenschein verschönten uns die Fahrt durch die Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße, die ansonsten landschaftlich wenig zu bieten hatte. An diesem Tag begegneten wir auch der Oder-Queen, einem Schiff in Form eines Containers. Bei dem Vergleich dieser Queen mit der Havel-Queen mußten wir dann doch etwas grinsen. In der Mittagspause sonnten wir uns auf einer Wiese in Stolpe mit frischem Kuchen und neuen Getränken, die uns der Landdienst besorgt hatte. In Schwedt spielten wir neben unserem Zelt unter einer Laterne an der Oder noch ein wenig Skat und ließen so den Tag ausklingen.

Der letzte Tag, der schon mit Niesenregen begann, endete auch so. Als wir bei Friedrichsthal die West-Oder erreichten, wurde die Landschaft wieder reizvoller, und unser Endpunkt, der Zeltplatz in Mescherin, wo der Bootshänger bereits auf uns wartete, war bald erreicht. Dort erfrischten wir uns nach dem Beladen des Hängers erst noch in einem netten Restaurant, bevor wir zu dem 3 Km entfernten Bahnhof in Tantow fuhren. Da wir nur ein Auto hatten, mußte dieser Transport in mehreren Schüben geschehen. Wärend wir mit dem gesamten Gepäck auf dem Bahnhof auf die Clubruderer warteten, kamen einige Herren des BGS und fragten uns, wer wir seien, woher wir kämen und ob wir uns ausweisen könnten. Vermutlich hielten sie uns mit all unseren Seesäcken und anderen - für normale Reisende ungewöhnlichen Gepäckstücken - für illegale Einwanderer. Während wir noch auf den Zug warteten, gesellten sich noch einige Mädchen aus dem Dorf zu uns, für die wir eine große Attraktion zu seien schienen (nach dem Motto: Endlich mal was los in Tantow!). Doch bald kam der Zug und wir mußten Abschied nehmen...

Die Teilnehmer: Darius Köster, Jacky Gutzmann, Moritz 'Silvio' Hansen, Daniel Leithold, Nicolas Michael (und die Clubruderer)

Information
Eisenhüttenstadt: RV Fürstenberg, Am Trockendock 4, 15890 Eisenhüttenstadt
Schwedt: RC Schwedt, Regattastr. 2, 16303 Schwedt
Kartenmaterial: Wasserwanderatlas Märkische Gewässer!
Zu beachten: Jedes Boot muß Nationalwimpel am Heck führen (z.B. neben der Vereinsflagge). Und: Personalausweise mitnehmen!


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